Die Ansichtsweise hängt von der Parteizugehörigkeit ab, bei manchen wird diese durch die politische Gesinnung verändert, bei anderen durch die religiöse Haltung oder eben auch durch herkunftsabhängige Gedanken. In allen Fällen werden Böse und Gute gegenüber gestellt, Opferrollen verteilt und Übergriffe vertuscht. Dass es in der Türkei viele offene problematische Themen gibt, darüber braucht keiner zu schweigen, da sie öffentlich bekannt sind. Doch mit der Zeit nervt es, durch Vorurteile geprägte Rollenverteilungen zu unterstützen, ohne die, bloß durch die Medien berichteten, Tatsachen zu hinterfragen. In den westlichen Augen sind die Guten natürlich die Demonstranten, die für Demokratie kämpfen und der willkürlichen Gewalt der Polizisten, nein, der Armee, ausgesetzt sind. Diese bösen Polizisten und Soldaten sind vom genauso bösen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan beauftragt, die Aufständigen brutal niederzuschlagen.
Gut gegen Böse.
Die bloß friedlichen Demonstranten gegen die bewaffnete Armee, wie soll das bloß nur ausgehen? Als würde das nicht reichen, haben die Wasserwerfer im Tank ein Chemikaliengemisch, um die Demonstranten sofort außer Gefecht zu setzen. Nicht nur Frauen wurden verprügelt, sondern auch Kinder, Rechtsanwälte, die auf der Seite der Demonstranten waren, aber auch bloße Baumschützer. Hotels und Krankenhäuser wurden gestürmt, um die geflüchteten Demonstranten zu verhaften. Die Ärzte, die sich bereiterklärt haben, die Verletzten zu versorgen, wurden ebenso verhaftet. Eine bodenlose Frechheit, obwohl sie alle doch zu den Guten gehören?
Aus welchem Grund haben die Medien nicht von den Faschingsärzten berichtet, die sich als Ärzte verkleidet haben, obwohl sie eigentlich einen anderen Beruf ausüben und keinerlei medizinische Ausbildung haben? Als Beispiel fällt mir da ein Sänger mit kurdischen Wurzeln und mäßigem Erfolg ein, der zwar in Ärztekittel mit Blutflecken festgenommen wurde, allerdings kein Arzt ist oder diverse regionale Politiker der Opposition.